STOFFSTROM- UND RESSOURCENMANAGEMENT | 03.04.2017
Experten aus Deutschland, Österreich und Italien/Südtirol diskutierten am 03.04.2017 über das Thema „Stoffstrom- und Ressourcenmanagement im Bereich Aushub-, Ausbruch- und Recyclingmaterialien“.
„Das Stoffstrom- und Ressourcenmanagement wird in den nächsten Jahrzehnten eines der schwierigsten und zugleich wichtigsten Themen im Bereich der Bauwirtschaft sein“ untermauerte Dr. Dietmar Thomaseth von der Wasser Tirol – Wasserdienstleistungs- GmbH in seiner Begrüßung die Bedeutung des Stoffstrom- und Ressourcenmanagements. Weiters wies Dr. Thomaseth darauf hin, dass es eine Vielzahl von europäischen Vorgaben im Bereich der Wiederverwertung gibt, jedoch national unterschiedliche Vorgehensweisen und auch Reglementierungen derzeit vorherrschen. Deshalb sind ein länderübergreifender Erfahrungsaustausch und das Aufzeigen von Best Practice Beispielen in den verschieden Ländern von großem Interesse, so Dr. Thomaseth.
Frau Prof. Dr. Petra Schneider von der Fachhochschule Magdeburg-Stendal stellte eindrucksvoll die Situation in Deutschland dar. Die Teilnehmer des Erfahrungsaustausches zeigten sich überrascht über die unterschiedlichen rechtlichen Umsetzungen in den verschiedenen deutschen Bundesländern. Es wurde der Eindruck eines überreglementierten und sehr undurchsichtig geregelten Stoffstrom- und Ressourcenmanagement seitens der Zuhörer wahrgenommen.
Frau DI (FH) Dr. Christine Faustmann von der VUM Verfahren Umwelt Management GmbH wies in ihrem Vortrag zur Materialbewirtschaftung bei der Errichtung des Gemeinschaftskraftwerkes Inn auf die Probleme des Materialmanagements durch die engen Täler Tirols hin. DI Rudolf Neurauter vom Abfallreferat Land Tirol und Daniel Motz von der Wasser Tirol – Wasserdienstleistungs – GmbH zeigten hingegen in ihren Vorträgen mögliche Verwertungsmöglichkeiten von Materialen aus der Geschieberäumung wie auch von Aushub-, Ausbruch- und Recyclingmaterialien auf.
Die Meinung, dass die in den Österreichern Regelwerken teilweise vorgegeben Grenzwerte oft nicht nachvollziehbar sind, herrscht nicht nur in der Praxis, sondern auch beim Experten Ass.-Prof. Dr. Andreas Saxer von der Universität Innsbruck vor. Ass.-Prof. Dr. Andreas Saxer versuchte mit einem Hauch von Ironie Varianten der Grenzwertfestlegungen zu erklären.
Dass nicht alle Verunreinigungen einen anthropogenen, sondern allzuoft einen geogenen Hintergrund besitzen, präsentierten Herr Dr. Florian Eichinger von der Hydroisotop GmbH und Dr. Thomas Hatzl vom RawMinTeam in ihrem Vortrag zum Thema „Geogene Hintergrundbelastungen von Aushub- und Ausbruchmaterialien“.
In ihren Schlußvorträgen präsentierten Herr DI Peter Götzelmann von Götzelmann Consulting GmbH und Herr Stefan Lutz von der Wasser Tirol – Wasserdienstleistungs- GmbH die Unterschiede im Bereich der Schadstofferkundung im Hochbau in den Ländern Deutschland und Österreich.
Im Rahmen der anschließenden Podiumsdiskussion wurde das Thema „Sind die vorherrschenden Verordnungen und Gesetze überhaupt noch in der Praxis umsetzbar?“ diskutiert. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die Umsetzung von Vorschriften nur durch das Einsetzen des Hausverstandes, durch Verantwortungsübernahme und hoher Kompetenz aller Beteiligten (Auftraggeber, Auftragnehmer, Behörden, ..) sinnvoll möglich ist. Ob die Wiederverwertung ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Bestbieters sein kann, herrschten jedoch sehr unterschiedliche Meinungen vor. Nach Meinung von Dr. Volkmar Mair, vom Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung der Autonomen Provinz Bozen, ist ein Erfolg der Wiederverwertung nur durch ein Umdenken in der Gesellschaft möglich:„Der Wert der Wiederverwertung muss erkannt werden“, so Dr. Mair.